Lisa Oord
Die Arbeiten von Kriz Olbricht verhandeln das Verhältnis von Mensch und Raum und bieten kritische Betrachtungsmöglichkeiten des Absurden in unserer unmittelbaren Umgebung. In der Installation Statisten (2024), welche im Rahmen der Ausstellung entstanden ist, bezieht sich Olbricht sowohl auf die Architektur des Ausstellungsraumes als auch auf räumliche Verhältnisse und Umkehrungen, ein Spiel zwischen Simulation und Realität. Der Titel Statisten greift das Verhältnis der Objekte zu den Besucher*innen auf: Wer sind die Statisten und wer die Hauptdarsteller*innen – die Objekte oder die Besucher*innen im Raum? Welche Rolle spielen die Statisten im Raum und für die räumliche Wahrnehmung? Wie beeinflusst die Position der Statisten die Bewegungen im Raum? Die zwischen Boden und Decke mit Montageplättchen verkeilten Objekte sind diagonal durch den gesamten Ausstellungsraum angeordnet. Dabei ergeben sich verschiedene Bezüge und Dialoge zu der vorgefundenen Architektur des Raumes: die unsystematisch angeordneten, weißen Pfeiler, welche neben dem unverputzten, unbehandelten Material der pfeilerartigen Objekte hervortreten oder die scheinbare Traglast der massiven Decke, welche sich aber durch die Löcher in der Decke nur als dünne Verkleidung aus Gipskarton, als Attrappe entpuppt. Oder auch die unverputzte Bruchsteinwand des Raumes, welche wie ein dekoratives Element im Raum wirkt, aber am ehesten Aufschluss über die eigentliche Bausubstanz des Gebäudes gibt. Bei Obrichts Recherchen durch die Lemgoer Innenstadt bemerkte er etwa die nicht einsehbaren, kleinen Brandgassen, die in der Mittelstraße oftmals verkleidet oder versteckt werden. Im Gegensatz zu den repräsentativen oder renovierten Fassaden der Häuser der ehemaligen Hansestadt offenbart sich an diesen Stellen die eigentliche, unverputzte Bausubstanz, die oftmals eine eigene Geschichte in sich trägt. Olbrichts Interesse gilt dem Blick hinter die Fassade, auf das, was bewusst versteckt und verkleidet wird, auf die Geschichten, die sich dahinter verbergen und was das Versteckte über unsere Beziehunge zum Stadtraum aussagt.
Statisten, 2024
Text zur Ausstellung Don’t Panic, Rose!, Lemgo, 2024.